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Philippe Lacoue-Labarthe: Künstlerporträt, allgemein

Urs Lüthi: Just another story about leaving

Künstlerporträt, allgemein

Studie zu Lüthis Fotoserie Just another story about leaving

1980
Übersetzung aus dem Französischen von Erwin Stegentritt
54 S. 29,5 x 21 cm 12,50 €
ISBN 978-3-922441-15-1

 

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Wenn es eine Verstörung gibt, so ist sie doch nicht unmittelbar, sie wird erst durch die "Erzählung" (mit ihrem "epischen Element", wenn man so will) eingeführt: wenn dieses Gesicht, das "selbe" Gesicht nach und nach verfällt. Die Technik, die Lüthi hier verwendet, ist relativ einfach: es ist die Variation, d.h. analog dem, was in der Musik oder in bestimmten sehr alten (oder sehr modernen) literarischen Formen geschieht, die Technik der Wiederholung, die jedesmal eine Differenz zum Identischen einführt. Wiederholung des Selbst folglich, die ganz offenbar durch die Photographie gezwungenermaßen eingeführt wird; durch das, was man mangels eines besseren Begriffs die Gegebenheit der Photographie zu nennen gezwungen ist. Daraus erklärt sich übrigens auch, daß die schwindelerregende Feinheit der Metamorphose (wir werden sehen, daß Lüthi in Wirklichkeit mit einem doppelten Unterschied spielt: Geschlecht und Alter) paradoxerweise nicht viel den durch die Photographie angebotenen Möglichkeiten im Bereich von Illusion, Trugbildern oder trompe-l'oeil verdankt. Lüthi verwendet die Photographie auf eine ganz klassische Art, d.h. er benutzt sie ganz "piktural": die Photographie präsentiert sich wie ein Bild, das auf klassische (oder neoklassische) Weise gemacht ist, sie gibt sich offen als ein Ersatz der Malerei aus. Deshalb bleiben selbst der Bildausschnitt und der Blickwinkel identisch. Dagegen ändert sich leicht die Position des "Subjekts" in bezug zum Objektiv: die Schultern, das Gesicht mehr oder weniger im Halbprofil; sie drehen sich im Verlauf der Serie - für den Betrachter - von rechts nach links und der Blick in entgegengesetzter Richtung; vor allem aber die Schminke. Es wäre einfach zu sagen, es handele sich um eine "Enttravestierung", um eine Art illustriertes "Lob des Abschminkens". Im Gegenteil. Oder vielmehr ist es weder das eine noch das andere: weder Schminken noch Abschminken; aber das eine simultan mit dem anderen. Und alles rührt von dorther (kaum daß Lüthi sich in ein oder zwei Fällen der Beleuchtung bedient, den Hintergrund verdunkelt, um die Körnung der Haut besser hervortreten zu lassen, die Falten des Gesichts zu unterstreichen, den Blick zu verdüstern oder selbst um den Hemdkragen oder die vermeintliche "Bluse" des Beginns deutlich werden zu lassen.).

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