AQ-Verlag Literatur Kunst Photographie Nordistik Linguistik Computerlinguistik
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Marietta Schröder   

1957-2013

Dust Devils oder: Katze aus dem Sack

Hörspieltext
2003
34 Bl. DIN A 5, 6,-- €
ISBN 3-922441-83-1

 

Noch sehr wenige Exemplare vorhanden


Hörspiel gesendet auf Deutschlandradio 2004.
Wiederholung am 23.11.2005 und Februar 2014 im DLR.

Marietta Schröder ist im Juni 2013 gestorben. 

 

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Textauszug

 

Probe/rehearsal/in einem Raum. Pam, Kate und Joy sind Amerikanerinnen, die aber auch Deutsch können. Ramzi ist auch Amerikaner (natürlich ursprüngl. Arabisch als Muttersprache, der auch Deutsch kann). Angela und Monika sind Deutsche. Bei Angela hat sich inzwischen ein amerikanischer Akzent "eingeschlichen".

Monika: Pam, du spielst das "Kind". Hier: "Child" - hast du die Seite? -ist deine Rolle und du singst die Kinderreime.

Pam: I am tone-deaf. Ich kann nicht singen. Außerdem höre ich schlecht.

Monika: Ach was. Don't worry, Pam. Das klappt schon. Ramzi. Du wolltest ja the "Boy" spielen. Du bist der kleine Junge. Angela. Ich weiß nicht, ob du die "woman", also die "Frau" sprechen sollst oder "the voice", die "Stimme". Sollen wir das Mal ausprobieren? Mal hören wie es klingt. Die anderen können ja dann sagen, was sie meinen. welche Stimme besser zu welcher Rolle paßt. Ok?

(Sprechprobe Angela und Monika "-voice" und "Frau"- aus dem Stück)

Angela/ voice: The man had said. Der Mann hat gesagt. Wir haben sie stabilisiert. Sie hat viel Blut verloren. Sie hat einen Kleiderbügel benutzt. Hat den Draht gebogen. Sie ist fast verblutet.

Dann.....
... dann hat der Mann gesagt: Hören Sie. Der Herzschlag. Sie können schon den Herzschlag hören. Sie ist schon im sechsten Monat.
Wie der Rhythmus einer Trommel, hat sie gesagt.
Die Trommeln

Monika spricht die Frau. Widerwillig. Stockend. (Weil sie die Rolle nicht sprechen KANN, weil sie das zu stark berührt)

Frau/Monika: Das ist es. Das Leben.
Vorher war alles grau.
Töne. Farben. Weit entfernt.
Jetzt ist alles ganz nah.
Das ist es.
Leben.
Mein Leben.
Ich nehm es mir

Monika: Ich kann das nicht sagen. Ich krieg das nicht über die Lippen. Ich glaub dann muß ich kotzen.

Angela: Dann mußt du die "Stimme" sprechen.

Monika: Scheint so. Da kann ich wenigstens "neutral" sein.

Monika: Joy. Du spielst die Großmutter.

Joy: Können wir es nicht "older woman" nennen?

Lachen

Monika: Klar.

Und Kate: Du bist die Mutter.
Und die Stimmen der Kinder und den Chor sprechen wir alle zusammen.

Pam versuch mal das Lied.

Pam: Ich kann doch nicht singen.

M. Komm, wir singen es dir vor.

Angela: Du kennst doch "Ten little Indians".
Äh, ich weiß, es ist nicht politisch korrekt.


Wir haben das selbe Lied mit "Zehn kleine Negerlein".
Das ist diesselbe Melodie.


Monika Pam, das kennst du doch bestimmet. Das kennt jedes Kind.

Pam: Ich kenn gar keine Lieder.

Monika: Also, Angela. Sing Mal eine Strophe vor.

Angela: Seven little kittycats
were looking quite perplex.
One was drowned right away
and that left only six.

Featuremann: How did you get to Bisbee?

Ramzi: Wir mußten fliehen. Von der Westbank. Die Mutter war schwanger. Mit mir. Sie hat mich während der Flucht zur Welt gebracht. Das kann man ja verstehen, daß das für sie schwierig war. Das sie das nicht wollte.
Sie ist dann mit 7 Kindern nach Amerika gegangen. Der Vater war schon dort. Wir haben in der Bronx gewohnt.
Sie hat mir später gesagt, daß sie mich nicht wollte. Daß sie versucht hat, mich loszuwerden.
Das kann man ja verstehen.
Man muß das verstehen.
Wie ich jung war hatte ich das nicht verstanden.
Da war ich ihr böse.
Ich habe den Kontakt zu ihr abgebrochen.
Aber Frauen sind ja schwach. Sie sind verletzlich. Sie können sich ihr Schicksal nicht aussuchen.
Jetzt verstehe ich das.
20 Jahre hatten wir keinen Kontakt. Aber ich verstehe das jetzt. Irgendwann werde ich sie anrufen. Und ihr das sagen.

Voice/trocken: That made her fall silent.
Da verstummte sie

Ramzi: Ich wollte alles hinter mir lassen.
Die Westbank. Ramallah. Meine Kindheit.
Ich wollte so sein wie alle. Ich wollte dem Land in dem ich lebte dienen. Ich bin in die Army eingetreten. Ich war auf einem Schiff. Dass Schiff ist explodiert. Man hat mich aus dem Wasser gefischt. Nach Tagen. Ich sehe aus, als ob ich einem Schredder gewesen wäre. Aber das ist ja nur der Körper.
Alle meine Knochen waren gebrochen. Ich kann jetzt ohne Krücken gehen.
Ich hatte dann in San Franzisko gelebt. Aber die Feuchtigkeit dort.
Das trockene Wüstenklima hier bekommt mir gut.
Also bin ich hiergeblieben.
That's all.

Monika: Pam, versuchs mal. Ich sing mit dir mit.


Pam singt mitMonika, sie singt ganz zaghaft und falsch, aber es klingt sehr "anrührend"


Sieben kleine Katzenkinder
die schauten ganz perplex
das eine wurde gleich ertränkt
da warens's nur noch sechs


Pam: Ich hab doch gesagt, ich kanns nicht.


Monika Das macht nichts, wenn du nicht alle Töne triffst. Du spielst ja das "Kind". Und das kommt rüber. Da muß nicht jeder Ton stimmen.


Die anderen stimmen zu.


Ramzi: Eigentlich bin ich ja hier der Sänger


Monika: Ja, aber es muß eine "Kinderstimme" sein. Das klingt nur bei Pam so.

Du spielst doch den "boy"

Sollen wir das mal probieren?

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