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Erwin Stegentritt: Die Quintessenz

 

Korrespondenz

Später wird es dich wundern, daß ich dir diese Briefe geschrieben habe. Vielleicht wird ein Eindruck da sein von den Mühen und von der Notwendigkeit, diese seltsame Korrespondenz zu schreiben. Aber später erst wird sich herausstellen, was es hätte sein können.

Es sind ganz gewöhnliche Tage, aus denen ich dir schreibe, oder von denen ich schreiben will, und es sind ganz gewöhnliche Gründe, aus denen du nicht zuhören kannst.

Was heißt es schon, einen langen Brief schreiben? Es ist eine Kuriosität. Es kommt mir so vor, als sei diese Art von Mitteilung intensiver, und vielleicht gehört das zu den Versuchen, etwas sichtbar und spürbar zu machen, in Vorstellungen, die immer kleiner werden.

Aber was tue ich, morgens, im Schnee, im überraschenden Licht, wenn ich die Dinge neu sehe, und es in mir wieder zu reden anfängt?


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Von dir höre ich nichts mehr, nur die Geräusche im Telefon, manchmal Nachrichten im Radio der Art “Es schneit in Nancy”. Auf den Schultern keine Schmerzen. Das jeden Tag neu einsetzende Gefühl ist so ungewohnt, morgens, gut voranzukommen, in einem Gelände, in dem du schon verloren bist.

Jeden Augenblick kann dich etwas anderes behindern, aufhalten, zu Boden werfen. Das leichte Gepäck, das immer leichter wird, hilft und treibt dich an. Jeder für sich; jeder für sich, es ist ein Niedersteigen in die eigenen Erinnerungen.

Du bist nicht mehr nur zwei Arme, nicht nur zwei Augen, nicht mehr nur ein kohärenter Verstand.

 

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